Tuesday, February 26, 2013

בראשית ברא אלוהים את השמים ואת הארץ...


Die Titel der Blogeinträge sind immer rein intuitiv, ich nehme immer das, was mir als Erstes einfällt. Komischerweise schon das zweite Bibelzitat, die Überschrift ist nämlich der erste Satz aus der Bibel: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Warum weiß ich gar nicht, vielleicht, weil dies ein Ende ist, vielleicht, weil es auch ein Anfang ist von einer neuen Lebensperiode, die mein Leben in Israel nun mit einschließt, eine neue Identität, reicher um ein neues Ich, IsraelIch. Oder so.
Ich weiß gar nicht, wie oft ich letzte Woche etwas zum letzten Mal gemacht habe. So viele Abschiede, so viele letzte Male, und es war gut, es war fantastisch, ein grandioses Finale, im Orchester spielten alle Trompeten, und ich tanzte ein letztes Mal zu meiner Lieblingsmelodie.
Ich bin semtimental, natürlich, ich sitze am Bahnhof und warte auf den Zug zum Flughafen. NaTBaG, das hebräische Akronym für International Airport Ben Gurion. Gleich ist alles vorbei.
Aber wie gesagt, ich habe die letzte Zeit noch in vollen Zügen genossen. Nach meinem letzten Blogeintrag fuhr ich los und holte Sonja vom Flughafen ab. Wir fuhren nach Tel Aviv, und ein kleiner Nachtspaziergang führte uns zum Sky Hostel, das ich für die Nacht gebucht hatte. Dieses wurde zwar den Lobeshymnen auf diversen Hostelseiten nicht gerecht, aber immerhin hatten wir einen kleinen Balkon und jeder ein Bett (wenn auch die Decken so dünn waren, dass wir beide am nächsten Morgen ziemlich durchgefroren waren). Für läppische 5 Shekel durften wir sogar unser Gepäck lagern. Lasst euch jedoch nicht täuschen -  die Stimmung war ungetrübt.
Wie schon Jan wollte ich Sonja ihre erste Begegnung mit Hummus bescheren, leider war am Sonntag (was bei uns wie Montag ist, da haben ja auch viele Restaurants geschlossen) mein Lieblings-Hummus in der Dizengoff-Straße zu. Zum Glück hatte ich aber noch die Empfehlung von Ori in der Tschernichow-Straße (so oder so ähnlich), und es handelte sich tatsächlich um einen guten Tipp, njamm njamm njamm.
Wir holten unsere Sachen ab und machten uns auf den Weg zur Busstation, es ging nach Jerusalem. Das Wetter schien zunächst nicht mitspielen zu wollen, ließ uns jedoch zu keinem Zeitpunkt im Stich.
Wir gingen zunächst zum Markt, wie immer, er ist nahe der Busstation und außerdem wahnsinnig schön und bunt und laut. Wir kauften Gemüse und Schoko-Burekkas (ohne Milch) und tranken Kaffee. Später gingen wir zur Stadt, setzten uns auf eine Bank und warteten darauf, dass sich unser Couchsurfer Amnon meldete. Nachdem wir Probleme hatten, den Bus zu finden, nahm er uns sogar aus der Stadt mit dem Auto mit.
Wir kochten abends für ihn und einen Freund als Dankeschön für die Herberge, außerdem hatten wir Wein gekauft. Sein Hund Freddy und er wohnten in einer schönen Wohnung mit Blick über den Park, durch den wir mit Freddy auch noch einen Abendspaziergang machten.
Recht früh gingen wir schlafen, Amnon arbeitete netterweise am nächsten Morgen erstmal zu Hause, bevor er uns dann auf dem Weg zur Arbeit in der Stadt absetzte.
Wir besichtigten die Altstadt von Jerusalem und setzten uns dann ziemlich fertig auf die Dachterrasse eines Hostels (Citadel Hostel, kann ich auf jeden Fall empfehlen!!!). Wir beschlossen, nach Bethlehem zu fahren, was wir eigentlich erst für das kommende Wochenende geplant hatten. Dort ließen wir uns nach der üblichen Diskussion mit dem Taxifahrer, der uns unbedingt für gaaanz wenig Geld die Umgebung zeigen wollte, im unerlässlichen Humus-Restaurant nieder und spachtelten erstmal Falafel. Danach sahen wir uns die Geburtskirche Jesu an und die Trennmauer zwischen Westjordanland und Israel. Der Taxifahrer ließ sich zum Schluss noch über die "Tiere" aus, die die Israelis seien, und sagte dann, dass er niemals mit jemandem Frieden schließen könne, der seinen Bruder umgebracht hat. Danach herrschte Stille im Taxi.
Abends hatte Amnon ein Date, Sonja und ich trafen uns mit Steffi in der "Marakiah", meinem Lieblingslokal in Jerualem (eine alternative und veganfreundliche Suppenbar). Sonja und ich waren noch voll vom Mittagessen, aber etwas Glühwein (oh ja, der beste!) passte noch. Wir zogen anschließend noch weiter in die Uganda Bar, auch sehr chillig. Steffi musste am nächsten Tag arbeiten und ging gegen 11, wir warteten auf Amnon, der uns gegen 12 abholte.
Am nächsten Morgen mussten wir früh raus, weil Amnon zur Arbeit musste. Wir besorgten uns Burekkas an der Busstation und fuhren mit dem Bus nach Haifa. Dort stiegen wir um nach Nahariyya (elende Gurkerei, der Bus fuhr durch etwa 465746846464 Käffer auf dem Weg an die Nordküste). In Nahariyya nahmen wir einen letzten Bus Richtung Norden, nach Rosh Ha-Nikra an der Grenze zum Libanon. In Achsiv stiegen wir aus. Ein kleines Stück hinter Achsiv liegt Achsivland, ein kleiner unabhängiger Staat, der in den Sechzigern von Eli Avivi zu einem solchen erklärt wurde und in den nächsten 20 Jahren exzessive Drogenparties beherbergte. Leider ist Eli vor ein paar Monaten gestorben. Wir trafen seine Witwe und erhielten für 20 Shekel einen Stempel in den Pass, der unseren Aufenthalt dokumentierte. Laut Elisa macht der Stempel zwar ab und zu Ärger, weil den nicht jede_r Grenzbeamte kennt, aber das war es uns wert. Wir sahen uns noch das Museum an und chillten ein bisschen auf dem großen Gelände direkt an der Küste.
Anschließend trampten wir mit einem netten LKW-Fahrer bis Akko, wo wir von einem super netten Opi mit ins Stadtzentrum genommen wurden. Wir holten uns den "besten Humus Israels" bei Humus Said und genossen ihn am Hafen. Die Sonne ging unter und die wunderschöne Altstadt, die den Hafen einrahmte, lud zu Sentimentalitäten ein.
Wir fuhren mit dem Bus zurück nach Haifa, wo wir Ziv besuchten (er ist in einem meiner ersten Einträge vorgekommen). Ich hatte bei ihm in meiner ersten Woche in Israel eine Jacke vergessen, und da ich ja auch in Haifa wohnte, war ich sicher, die schon irgendwann wieder zu bekommen. Aber wir haben es tatsächlich in der ganzen Zeit nie geschafft, uns zu treffen. Umso schöner war es jetzt, mit ihm Kaffee zu trinken und ein bisschen zu schnacken, und natürlich auch, meine Jacke wieder zu bekommen.
Ziemlich fertig wollten wir danach zur Uni fahren, was uns nach einigen Buskomplikationen auch gelang (wir nahmen am Ende einfach ein Taxi). Dort wollten wir Klamotten waschen, aber (das Glück blieb uns hold), alle Maschinen waren besetzt. Wir redeten kurz mit meinem Mitbewohnerinnen, die aber alle lernen mussten, und trafen uns dann mit Greta (und kurz auch Pia) auf ein letztes Bier vor dem Minimarkt. Unser Couchsurfer musste spontan lange arbeiten, würde uns aber von der Uni abholen.
Am Ende klappte sowohl waschen als auch trocknen, und wir trafen noch Schimon vom Tennis, der gerade von einer Party kam und ziemlich aufgekratzt war. Er erklärte uns hitzig, warum es keine Alternative zur Besetzung der palästinensichesn Gebiete gäbe und bestand darauf, Tom, unseren Couchsurfer, ein bisschen zu verhören, bevor wir bei ihm einsteigen durften.
Tom wohnt in einem schönen Apartment in Bat Galim, dem Viertel am Hafen (Haifa ist sooo riesig - ich war noch nie in Bat Galim vorher!). Er überließ uns sein Bett, ins das wir uns vollkommen erschöpft fallen ließen.
Am nächsten Tag fuhr uns Tom zum Bus, wir fuhren zum Carmel Zentrum und sahen uns die Bahai-Gärten von oben an. Das Tagesziel war Amirim, ein vegetarisches Moshav (Dorf) in den Golanhöhen. Wir trödelten ziemlich, und der Bus brauchte ewig (sowohl der in Haifa als auch der nach Amirim), sodass es schon dämmerte, als wir ankamen. Am Dorfeingang wurden wir direkt vom einheimischen Roi mitgenommen, der nach späterer Erkenntnis so etwas wie die gute Seele des Dorfes war. Er holte seinen Sohn Yonathan ab, der glaube ich ein einhalb Jahre alt war, und fuhr mit ihm und uns zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man den See Genezareth überblicken konnte. Mittlerweile war es ganz dunkel, und uns wurde klar, dass wir es nicht mehr nach Aniam schaffen würden (eigentlich wollten wir dort Couchsurfen). Roi bot uns ein Haus an, das im Sommer von Freiwilligen genutzt wird, und wir nahmen dankbar an. Er stellte uns nach und nach dem halben Dorf vor, ging von Tür zu Tür, überall hatte er Geschwister und Freunde. Im Volunteer-Haus bekamen wir Datteln, Granatäpfel und Sharon-Früchte. Roi lud uns auch ein, mit ihm und einem Freund zu einer heißen Quelle zu fahren, das war uns dann aber doch etwas zu viel der Vertraulichkeiten.
Stattdessen gingen wir in ein kleines Restaurant, das von einem Pärchen geführt wurde. Eigentlich saßen wir in ihrem Wohnzimmer, es gab einen Kamin, selbst gemalte bunte Bilder an den Wänden, und auf ein paar Kissen am Feuer lag ihr junger Hund unter einer Decke mit einer Wärmflasche, er war angefahren worden. Wir bestellten "ein bisschen von allem" und bekamen gefüllten Kohl, ein Reis-Bohnen-Gericht und Tahina mit selbst gebackenem Dinkel-Pita. Lecker! Dazu selbst gemachten Merlot, der auch super war. Wir unterhielten uns lange mit den beiden: Sie war wesentlich jünger als er und Heilpraktikerin, er sagte von ihr, sie habe ihn zum guten Leben geführt, gute Ernährung und pflanzliche Heilmethoden. Er hatte 16 Jahre lang das Land bereist, außerdem 3 Jahre in der Wüste gelebt. Die beiden hatten sich dann in Haifa getroffen und waren nach 3 Monaten Naturreise in Amirim sesshaft geworden. Wir unterhielten uns auf einer Mischung aus Englisch und Hebräisch, ich übersetzte dann für Sonja.  Es war ein wirklich schöner Abend. Am Ende kam noch Iftach, der uns vorher schon angesprochen hatte. Er war etwa Mitte 20 und sprach wenig Englisch, wir dachten erst, er möchte uns "nur anmachen", aber am Ende des Abends bot er uns an, uns am nächsten Tag nach Katzrin zu fahren, wo ich Sonja das beste Weingut Israels zeigen wollte.
Ich hatte eigentlich abends mit Ori telefonieren wollen, da er nach Kanada fliegen und wir uns nicht mehr sehen würden. Da ich leider kaum Empfang hatte, tauschten wir stattdessen sentimentale schöne SMS aus, ein fieser Vorgeschmack auf ach so viele andere Abschiede...
Wir schliefen gut auf den Sofas, morgens kam Roi und machte uns Mandarinensaft aus frisch gepflückten Früchten. Der Ort ist so schön, alle haben überall Obstbäume und Gemüsegärten, Hunde und Katzen sind willkommen, und wenn man sich auf der Straße begegnet, bleibt man kurz auf eine Unterhaltung stehen. Außerdem haben anscheinend alle dort kleine Kinder, kurios! Hier möchte ich später leben, oder irgendwo, wo es ähnlich schön ist. Sonja und ich beschlossen, eine vegane Cafébar mit Guesthouse zu eröffnen, wenn wir groß sind.
Wir frühstückten in einer kleinen Bio-Bäckerei, Soja-Cappuccino und Foccacia mit Pesto und Cherrytomaten. Danach sahen wir uns die Aussicht nochmal bei Tage an und trafen schließlich Iftach, der mit uns nicht nur nach Katzrin fuhr, sondern sogar die lange Strecke über Zfad (etwa 1,5 Stunden!), durch die wunderschöne Landschaft der Golanhöhen. Wir probierten Wein, und ich wurde tatsächlich von einem Angestellten für meine Connaissance israelischer Weine und meine unkonventionelle Art des Weintestens gelobt.
Anschließend fuhr uns Iftach nach Zomet Zemach (Hebräisch: Zemach-Kreuzung), wo es ein großes Einkaufszentrum gibt. Wir bedankten uns 1000 Mal und ließen uns dann auf eine leckere Falafel nieder (hier war ich schon mit Jan und Lena gewesen). Zemach liegt kurz hinter Tiberias, hier führt die Route 90 vorbei, die das Land von oben bis unten durchzieht. Frisch gestärkt trampten wir Richtung Totes Meer, gegen halb 7 erreichten wir endlich Ne'ot Ha-Kikar, das bereits erwähnte Wüstencamp. Gideon freute sich anscheinend, mich wiederzusehen, und ich fand ich auch noch viel netter als beim ersten Mal. Am Kühlschrankfach prankte das Schild “Mogli Seebass”.
Unsere Unterkunft war pompös: Ein umgebauter Bus mit allen Schikanen, inklusive eigenes Badezimmer und verstellbarem farbigen Deckenlicht! Wir waren vollkommen begeistert.
Nach einem kleinen Abendessen setzten wir uns noch ans Lagerfeuer. Es war Purim, in der Stadt war eine Party, aber wir waren zu fertig vom langen Tag. Auch Gideon war schon im Bett. Wir unterhielten uns noch mit Gabriel, den ich schon vom letzten Mal kannte und der mit der Zeit immer ein bisschen anhänglicher wurde, sodass wir uns schließlich höflich verabschiedeten und unseren Wein, den wir uns aus Katzrin mitgebracht hatten, in unserem Bus zu Ende tranken.
Am nächsten Morgen, es war um 10 Uhr schon unverschämt heiß, fuhren wir ans Tote Meer, nach Ejn Bokek, der touristischste Strand (dafür gibt es auch überall Duschen) und ließen uns Treiben. Wir wurden noch kurz von einem Deutschen angesprochen, der da auch so rumdümpelte, und machten uns nach einer Dusche auf den Weg nach Jerusalem (natürlich auch per Daumen). Ein Hotelmanager (oder sonstwie hohes Tier) nahm uns mit und philosophierte auf dem Weg mit über das Leben als Hirte in einem der armen Bergdörfchen, an dem wir vorbeikamen. Kurios, tatsächlich, aber interessant, dass so ein Anzugtyp im dicken Auto anscheinend auch ein Bedürfnis nach dem “einfachen Leben” hat..
In Jerusalem aßen wir in einem netten Humusladen in Ostjerusalem und fuhren dann mit dem Bus nach Bethlehem. Wir wollten im Gästehaus des Dheisheh-Flüchtlingslagers übernachten. Weil wir dachten, dort gäbe es sicher kein Abendessen, kauften wir uns in der Stadt veganes Schawarma (das wir zum Ärger des Besitzers und zu unserer Freude aber auch leichter Scham viiel zu voll packten). Dann nahmen wir ein Taxi zum IBDAA-Lager (http://www.dheisheh-ibdaa.net/).

Das Lager sah ganz anders aus, als wir es uns vorgestellt hatten. Das Zimmer sah aus wie in jeder Jugendherberge in Deutschland, im Dachgeschoss gab es ein Restaurant und statt in Zelten lebten die Bewohner in normalen Häusern, wenngleich dicht an dicht. Es sah aus wie ein normales Dorf. Es gab Läden und ein Krankenhaus, ein Frauenzentrum und ein paar Jungs spielten auf der Straße Fußball. Von Restaurantmanager Mohammed wurde uns erklärt, wie das kam: Die meisten Flüchtlinge kamen 1948 hierher, als sie während des Unabhängigkeitskrieges (Hebräisch) bzw. Al-Naqba (Arabisch= die Katastrophe) fliehen mussten. Die zweite Welle kam während des 6-Tage-Krieges 1967, fast alle Bewohner_innen kommen aus Dörfern rund um Jerusalem. Am Anfang waren es Zelte, am Ende Häuser, es handelt sich um ein UN-Flüchtlingscamp, eines von so vielen im Westjordanland. Die Leute, so sagt Mohammed, glauben und hoffen noch immer, dass sie eines Tages in ihre Heimat zurückkehren können, zu ihren alten Häusern. Viele haben noch immer die Schlüssel. Mohammed will keinen Krieg, er sagt, die zweite Intifada (Arabisch = Abschütteln) sei ein Fehler gewesen, eine dritte wolle er unbedingt vermeiden. Er sagt zu den Jungs im Lager: Hört auf, Steine zu werfen. Sie werden euch einsperren, vielleicht werdet ihr erschossen. Wenn ihr tot seid, könnt ihr niemandem mehr helfen.
Die Lage im Camp ist schlecht. Arbeitslosigkeit, Strom- und Wasserknappheit. Vor allem an einem mangelt es: Platz! Mohammed sagt: Wir sind stolz darauf, viele Kinder zu haben. Außerdem sind uns unsere Wurzeln wichtiger als alles andere. Unsere Herkunft ist unsere Identität. Meine Familie wohnt in einem Haus mit 4 Stockwerken (die Häuser werden alle vertikal gebaut, rechts und links ist kein Platz, stehen andere Häuser). Die Familie hat aber 7 Kinder, 3 von ihnen sind verheiratet. Wo sollen sie wohnen?
UN-Resolution 193, das Rückkehrer-Recht, besagt, dass die Flüchtlinge zu ihren Häusern zurückkehren dürfen, wenn sie zustimmen, mit ihren Nachbarn in Frieden zu leben. Laut Mohammed würden das viele von ihnen gerne tun. Aber die israelische Regierung verweigert den Palästinenser_innen dieses Recht. Das Argument ist nicht von der Hand zu weisen, allerdings hat sich meine Meinung dazu in letzter Zeit geändert, durch Ereignisse, die ich später beschreibe.
Israel wurde als jüdischer Staat gegründet, ein Staat, der allen Juden der Welt ein Zuhause bieten soll, wenn sie ihn ihrem Geburtsland nicht mehr sicher sind. Das finde ich richtig, unterstützenswert. Die Notwendigkeit ist aus meiner Sicht nicht von der Hand zu weisen.
Das Problem ist, dass wenn all die Palästinenser_innen zurückkehren, und sie ihre Familien mitbringen, ihre Nachkommen seit 1948, und sie alle israelische Staatsbürger_innen werden, ist die jüdische Mehrheit auf der Kippe. Arabische Familien haben im Durchschnitt mehr Kinder als jüdische, abgesehen von den Ultraorthodoxen. Eine nicht-jüdische Mehrheit würde aber dem Konzept des Landes zuwider laufen.
Das ist aus meiner Sicht das wichtigste Argument dagegen, wenn die Regierung auch eher auf Sicherheit pocht.
Wir gingen früh schlafen, aßen unsere Schawarmas, unterhielten uns über die Lage der Palästinenser_innen und über Geschlechtergleichheit. Am nächsten Morgen nach einem veganen Frühstück trafen wir im Restaurant erst Steffi, die sich uns später nach Hebron anschließen wollte, und den Fremdenführer Hamza, einen witzigen, aber leicht melancholischen 24-jährigen, der viel älter wirkte. Er erzählte uns auch von seiner Familie, vom Leben im Lager, und führte uns herum. Das Lager ist schön gemacht, viele Wandbilder, im IBDAA Zentrum kann man Fotos sehen und palästinensische Güter. Witzigerweise war gerade der Präsident von Sri Lanka zu Gast im Lager, und wir schlossen uns der Gruppe an. Die Soldaten (Palästinenser) kannten Hamza und ließen uns passieren, wir standen tatsächlich neben dem Staatsoberhaupt und hörten der Führung zu. Hamza ließ uns sehr nachdenklich zurück, auch wenn die Führung selbst witzig war und wir uns mit sympathischen Leuten unterhielten.
Per Kleinbus fuhren wir nach Hebron, meine Lieblingsstadt im Westjordanland (also der arabische Teil). Ich habe bereits erwähnt, dass die Stadt zweigeteilt ist, es gibt die "normale" palästinensische Stadt und eine jüdische Siedlung mitten im alten Stadtzentrum. Die frühere Hauptverkehrsstraße ist seit 1994 für Palästinenser_innen gesperrt, seit der jüdische Siedler Baruch Goldstein in einem Massaker 29 Menschen beim Gebet in der Moschee erschoss, und dazu etwa 125 verletzte. Hebron ist eine der heiligsten Städte der Juden, da sich dort das Grab von Abraham befinden soll (bewiesen ist es nicht, nicht einmal seine Existenz). Abraham war aber auch ein wichtige Prophet für Muslime.
Mittlerweile liegt das Grab auf der jüdischen Seite und ist Palästinenser_innen nicht zugänglich - sie können die Moschee nutzen (nach sorgfältiger Kontrolle) und von dort durch ein Gitterfenster auf das Grab sehen.
Seit der Schließung der Straße (man muss sich vor Augen halten - die Straße wurde für Palästinenser_innen geschlossen, um deren Sicherheit zu garantieren -  die jüdischen Siedler dürfen sie jedoch passieren) gibt es in jedem Jahr zum Jahrestag des Massakers große Proteste mit der Forderung, die Shushada Street wieder zu öffnen. Das sind natürlich nicht die einzigen Proteste, aber da der Jahrestag am Freitag gewesen ist, bekamen wir am Samstag noch die Überreste zu spüren.
Als wir den Markt Richtung Altstadt überquerten, empfing uns ein widerlicher Gestank nach Abwässern oder verdorbenem Fleisch, es war schwer zu sagen. Wir wussten nicht, woher es kam, wurden aber später von einigen Aktivist_innen aufgeklärt, die wir in der Altstadt trafen. Sie arbeiteten für ISM, die populärste Widerstandsgruppe, die ihren traurigen Ruhm durch die Tatsache erhielt, dass die Aktivistin Rachel Corrie bei einer Protestaktion gegen den Abriss eines "illegalen" arabischen Hauses versehentlich von einem israelischen Bulldozer überrollt wurde. Sie setzten sich für die Rechte der Palästinenser_innen ein, tolerieren deren gewaltsamen Widerstand gemäß der Genfer Konventionen (illegal Unterdrückte haben das Recht auf gewalttätigen Widerstand), unterstützen selbst jedoch als Beobachter und greifen ein, wenn Menschenrechte verletzt werden. Sie sind auf Demonstrationen dabei und unterstützen Palästinenser_innen in rechtlichen Fragen. Mehr über die Organisation: http://palsolidarity.org/about/
Die Freiwilligen erklärten uns, dass die Demonstrierenden mit den so genannten "Skunk-Tanks" befeuert wurden (Skunk= Stinktier), die mit einer übel riechenden Chemikalie auf Demonstranten zielen. Wir setzten uns zu ihnen, und sie zeigten uns Fotos und Videos von den gestrigen Demonstrationen. Das ganze fand im Shop von Laila statt, einer älteren palästinensischen Frau, die alle mit Tee versorgte und sich durch die ausländischen Beobachter_innen sicher fühlte. Denn an diesem Tag, dem Tag nach der Demonstration, zeigten sich die Siedler_innen traditionell in der Stadt, geschützt von Soldat_innen. Ausgelegt wurde das ganze als Führung über die jüdische Vergangenheit Hebrons, aber de facto ist es vermutlich nichts anderes als eine plumpe Machtdemonstration. Wir wohnten dem bizarren Treiben bei, ich unterhielt mich mit einem Soldaten auf Hebräisch. Unser Führer bei den Brake the Silence Touren sagt, dass die meisten von ihnen nicht auf Seiten der Siedler_innen sind, aber es nunmal ihre Pflicht ist und sie geschworen haben, Israelis zu schützen.
Wir gingen später auch noch in die “Geisterstadt” hinter dem Drehkreuz, also die Shushada Street, die mittlerweile verweist und mit Graffities übersäht ist. Der frühere Marktplatz ist still und verfällt langsam.
Mit dem Kleinbus fuhren wir zurück nach Bethlehem. Unterwegs zum Bus wurden wir von einem Typen angesprochen, der sich mit uns unterhalten wollte, und der uns ebenfalls über die Situation der palästinensischen Bevölkerung aufklären wollte. Steffi unterhielt sich mit ihm, mir fehlte wirklich die Kraft dazu. So seltsam es klingt, mit meiner Liebe zu meiner derzeitigen Wahlheimat hat sich wohl auch eine Art “Nationalstolz” entwickelt; ich fühlte mich jedenfalls, als ob man mir erklärte, dass eine geliebte Person eigentlich ein hinterhältiger Massenmörder ist.
Im Bus wurden wir wieder angesprochen, ich konnte wirklich nicht mehr, sagte mehr verzweifelt als unfreundlich, dass ich nicht auf ein Gespräch aus sei.
Die Fahrt zurück nach Jerusalem verlief eher still, außer, dass ich mich mit ein paar anderen deutschen Mädchen unterhielt, die größtenteils zum ersten Mal im Westjordanland gewesen waren.

Ich weiß, dass ich bisher das Thema Besetzung wenig gestreift habe, und das auch aus gutem Grund. Es kotzt mich offen gestanden an, dass viele Leute die Zeitung aufschlagen und beim zuschlagen gegen Israel sind, dass jede_r eine Meinung und keine_r eine Ahnung hat, und dass all die “Humanist_innen” sich mit einem am wenigsten beschäftigen, und zwar mit dem Menschen, dem Individuum, auf beiden Seiten. Ich habe jetzt zum ersten Mal richtig die andere Seite gehört, und ich sehe es mittlerweile so:
Es gibt, so glaube ich, zwei Möglichkeiten für einen Frieden. Die menschlichere wäre die Einstaaten-Lösung, nach der das ganze Gebiet an Israel angegliedert wird, mit gleichen Rechten für alle. Das würde die Idee eines Judenstaates kaputt machen, das verstehe ich. David Ben-Gurion, Israels erster Premierminister, sagte einmal “Wir haben im Moment zwei Möglichkeiten: Entweder ein jüdischer Staat, oder eine richtige Demokratie. Beides können wir zu diesem Zeitpunkt nicht haben”. Ich habe das bisher verstanden und daran die schwierige Situation festgemacht, damit die Besetzung gerechtfertigt und eine Zwei-Staaten-Lösung als richtig erachtet. Aber jetzt, da ich mich auch mit der anderen Seite intensiv beschäftigt habe, denke ich eher: Richtig, beides zusammen geht nicht. Also kein Judenstaat. Demokratie ist definitiv wichtiger.
Aber natürlich kann man Extremismus, den Hass nicht außer Acht lassen, und über 60 Jahre Besetzung haben die Stimmung natürlich nicht gerade verbessert. Darum bin ich nach wie vor dafür, dass die Palästinenser einen eigenen Staat bekommen müssen, und dass die internationale Gemeinschaft dies nicht nur in die Wege leiten, sondern auch finanzieren muss. Ein unabhängiger Staat wäre vermutlich zunächst finanziell nicht besonders stark, die Konflikte würden nicht zur Beruhigung beitragen. UN-Soldaten müssten die Grenze sichern, die Transition müsste langsam stattfinden, mit der Autonomie Palästinas inklusive Polizei und Armee abgeschlossen werden.
Die Frage bleibt natürlich Gaza, ein Wespennest, in dem Armut und die Hamas herrschen. Außerdem stehen dieser Lösung die Hoffnung zehntausender Palästinenser gegenüber, teilweise ihr Grund zum Leben – die Vorstellung davon, eines Tages nach Hause zurück kehren zu können. Für uns, die wir vermutlich alle schon mal umgezogen sind, klingt das vielleicht nach einem kleinen Problem, aber die kulturelle, physische Verwurzlung spielt für einen Großteil der Menschen eine sehr große Rolle.
Ich kann also natürlich auch keine Lösung bieten. Und das steht mir auch nicht zu. Ich glaube auch nicht, dass eine der beiden Lösungen zur Zeit möglich ist, auch wenn ich das natürlich wünschenswert fände. Aber in einer Region, die so sehr zerrüttet ist von Kriegen und Gewalt, und die sich so sehr Veränderungen ausgesetzt sieht wie der Nahe Osten vor und nach dem Ende der Kolonialzeit, ist Sicherheit oftmals ein höheres Gut als Menschenrechte. Hoffentlich findet ihr etwas zum drüber nachdenken.

In Jerusalem fuhren wir mit der Straßenbahn zur Busstation, besorgten uns noch schnell Proviant und setzten uns dann in den ersten Bus nach Rishon le Ziyyon zu Dror. Ich saß neben einem ziemlich frechen religiösen Mädchen, 17 Jahre alt, wir unterhielten uns die ganze Zeit, sie war interessant und ziemlich selbstbewusst (um es mal so auszudrücken) und versuchte mich davon zu überzeugen, dass man Gottes Existenz beweisen kann (bzw. G”ttes, man darf den Namen im Judentum nicht aussprechen oder -schreiben) und dass ich zum Judentum konvertieren solle. Ich versprach, darüber nachzudenken.
Bei Dror angekommen gingen wir ziemlich schnell ins Bett, was war es wieder anstrengend gewesen! Non-Stop Reisen raubt eine Menge Kraft, aber weniger, wenn man die richtige Begleitung hat, und Sonja und ich sind schon so ein eingespieltes Team und häufig zusammen gereist, dass keine Probleme aufkamen. Das soll aber keine Kritik sein, Jan, keine Sorge.
Am nächsten Morgen frühstückten wir bei Aroma (diese Salat und Sandwiches Kette) im Gerichtsgebäude gegenüber den berühmten Jerusalem-Salat (wenngleich ohne Ei) und nahmen dann den Bus nach Tel Aviv. Wir liefen durch das eher schäbige Florentiner-Viertel zur wunderschönen Altstadt in Jaffo, über den Markt, zu meinem Lieblings-Schmuckhändler, der mir eine Kette spezialanfertigte. Am Strand zwischen Jaffo und Tel Aviv setzten wir uns in ein Strandcafé und tranken frisch gepressten Orangensaft bzw. Limonana (Grapefruit-Limonade mit frischer Minze), danach gingen wir Richtung Stadt weiter. In einer Apotheke wollten wir Mitbringsel vom Toten Meer kaufen, da fiel mir auf, dass ich meine Kreditkarte im Café vergessen haben musste! Keine große Panik, ich rief an, sie versprachen, danach zu suchen, und wir fuhren im Bus zurück nach Jaffo. Der Kellner hatte sie wirklich gefunden, ich umarmte ihn dankbar.
Auf die gefundene Karte wollten wir uns ein leckeres Dinner gönnen, also setzten wir uns bei beginnendem Sonnenuntergang in ein arabisches Fischrestaurant. Üblicherweise bestellt man en Hauptgericht und bekommt 18 (!!!) verschiedene Salate, sowie eine Karaffe Limonana und selbstgebackenes Laffabrot gratis dazu. Die Hauptgerichte sind in der Regel Fleisch oder Fisch, außerdem reichen die Salate (inkl. Humus und Falafel) durchaus aus, um eine Kleinfamilie zu sättigen. Wir konnten es gar nicht fassen (obwohl ich ja vorher schonmal in ähnlichen Restaurants gewesen war) und probierten alles (bis auf zwei Salate, einer mit Fisch und einer mit Ei). Das Gute ist ja, dass die Salate alle “Parwe” sein müssen, ohne Fleisch oder Milch, weil die Religiösen beides ja getrennt essen müssen, und wenn sie Fleisch als Hauptgericht bestellen, das Milchige sonst nicht essen dürfen. Pawe heißt aber nicht automatisch auch vegan, da Eier und Fisch ebenfalls als Parwe gelten und mit allem gegessen werden können.
Als wir schon ziemlich voll waren, kam der Kellner und sammelte die Schüsseln ein. Wir waren beide ziemlich verwundert, aber er sagte “I bring you more” und füllte einfach alles wieder auf! Als wir beide schon beinahe platzten, waren die Schüsseln noch lange nicht geleert. Zum Nachtisch bekamen wir arabischen Kaffee und süßes Gebäck (auch Parwe, aus oben genannten Gründen). Wir hatten ein bisschen Angst vor der Rechnung, da das Restaurant wirklich sehr nobel wirkte, vor allen Dingen innen, und der Hafen von Jaffo mit seinem Panorama sicher nicht günstig ist. Überraschenderweise zahlten wir für das gesamte Essen nur 10 Euro pro Person. Also – ein weiterer Tipp, am besten im Sonnenuntergang, das Restaurant “The Old Man and the Sea” besuchen.
Fast schon narkotisiert von so viel guten Essen rollten wir mehr als dass wir gingen zum Bus. In Rishon kauften wir noch einige Mitbringsel im Supermarkt ein, sowie Sekt. Als wir bei Dror ankamen, bemerkten wir, dass die Verkäuferin uns etwa 15 Shekel zu viel berechnet hatte. Mit Dror ging ich zurück, wir bekamen einen Gutschein, den Dror mir abkaufte.
Nachdem wir beide geduscht hatten, setzten wir uns auf den Balkon mit Sekt uns Sonnenblumenkernen und feierten in Sonjas Geburtstag rein, gemeinsam mit Drors Mitbewohner Daniel und später auch Dror. Nach 12 Uhr fuhren wir noch nach Ramat HaSharon, wo eine neue Bar eröffnet hatte, und trafen Drors Freund Lior, ein super netter Typ, mit dem ich kurz auf (argentinischem!) Spanisch unterhielt (ich war schon ziemlich betrunken zu dem Zeitpunkt und das tat meinem Spanisch keinen Gefallen). Die Jungs luden uns ein, wie lieb! Gegen 3 fuhren wir zurück.
Um 20 vor 7 klingelte mein Handy, noch halb schlafend stellte ich fest, dass es Steffi war, und verwundert ging ich dran – das musste ja ein Notfall sein! Es war nicht Steffi, die da von ihrem Handy aus anrief, sondern ein Mädchen namens Miri, die Steffis Tasche in Jerusalem gefunden hatte. Sie gab mir ihre eigene Nummer und ich versprach, diese an Steffi weiterzuleiten. Ich schlief wieder ein, machte mir aber schon Sorgen.
Am nächsten Morgen führte ich Sonja zum Geburstagsfrühstück in ein supernettes Café-Restaurant in der hippen Shenkin Street in Tel Aviv ein, Orna&Ella, wo es das beste vegane Shakshuka Tel Avivs gibt. Shakshuka besteht eigentlich aus einer Tomatensoße mit Spiegelei, bei Orna&Ella gibt es stattdessen “scrambled Tofu”, ein Traum, der leider wieder eine leichte Fressnarkose hervorrief, die sich nicht so super mit dem Kater verstand.
Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt und über den Carmel Markt (ich werde diese Märkte so sehr vermissen), wo ich noch Gewürze und Zitronen kaufte, kamen wir zum Strand. Ein frisch gepresster Orangensaft vertrieb die letzten Kopfschmerzen, und in der warmen Sonne ließen wir uns in den Sand fallen und gönnten uns eine Siesta. Wahnsinn, ich kann mir gar nicht vorstellen, wieder ins kalte Grau zurückzukommen...
Über Yaffo fuhren wir zurück zu Dror, ich war abends noch zu Rafael und Chen eingeladen und duschte und packte schonmal. Sonjas Flug war um 5 Uhr morgens, Dror erklärte sich netterweise bereit, sie zu fahren. Ich verabschiedete mich von Sonja, dann brachte Dror mich zum Zug. Rafael holte mich ab und wir saßen nach dem Essen noch zusammen. Morgens beim Abschied von Rafael kamen die ersten Tränen, Chen brachte mich zum Zug. Am Flughafen hatte ich noch recht viel Zeit (obgleich ich zuerst Ankufts- und Abflugtafel verwechselte und schon dachte, mein Flug sei vorverlegt worden), mein Flug war um 14:40 Uhr. Ich trank also einen letzten Cappuccino mit “Chalav Soja”, also Sojamilch, und aß eine Burekka, außerdem schrieb ich eine letzte Postkarte und schickte Lenas Handy nach Haifa, dass sie mir geliehen hatte, nachdem meins in Jerusalem geklaut worden war.
Die Sicherheitskontrolle verlief besser als mir prophezeit worden war, was bestimmt daran lag, dass sie beinahe vollständig auf Hebräisch stattfand. Niemand fragte mich nach dem Stempel aus Achsivland, wahrscheinlich kennt man ihn mittlerweile zumindest am Flughafen. Ich wurde nach meinem Stempel in Jordanien gefragt, nach den Namen von Freunden in Israel, und die übliche Frage ob ich nur mein eigenes Gepäck dabei hätte.
Von der netten Befragung ging es zur Kofferkontrolle, ich wurde zur Extra-Kontrolle geschickt, die nicht mehr ganz so freundlich war. Ich hatte Angst, dass man mir meine Zitronen und das Baklava wegnehmen wurde, aber es wurden nur meine elektronischen Geräte auf Spyware untersucht.
Als europäischer junger Mensch, der alleine reist, gehört man einer der höchsten Gefahrenstufen an, da es sich bei diesen Reisenden oft um junge Aktivist_innen handelt, die sich (mit manchmal radikalen Mitteln) für die Aufhebung der Besetzung einsetzen. Deshalb wurde ich sogar bis zum Schalter gebracht. Auch die Kontrolle des Handgepäcks zog sich ewig hin, aber hier waren alle wieder super nett, stritten sich darüber, ob ich denn nun Hebräisch spräche oder nicht und warfen ab und zu ein paar deutsche Wörter ein. Ich bin ziemlich sicher, dass mein “persönlicher” Kontrolleur ein bisschen mit mir flirtete, süß!
Endlich fertig, machte ich noch ein paar Einkäufe im Duty Free Shop, dann ging ich zum Gate B3. Vorm Boarding schrieb ich noch ein bisschen weiter an diesem Blog, dann ging es ins Flugzeug.
Bereits auf der Gangway begann meine Unterlippe ein bisschen zu zittern, sobald ich aber auf meinem Sitz Platz genommen hatte, ging überhaupt nichts mehr, und ich ließ den Tränen bestimmt eine Viertelstunde freien Lauf. Erst als die Anschnallzeichen ausgingen und Getränke gebracht wurden, hatte ich mich wieder beruhigt. Ein letzter Blick auf Tel Aviv und das wunderschöne Mittelmeer, Tschüss Palmen, Tschüss Sonne, Tschüss du kleines, buntes, verrücktes und oft auch so tragisches Land, dass für mich so sehr Heimat geworden ist. Tschüss, all ihr wunderbaren Menschen, die ich kennen gelernt habe, und die mir so viel gegeben haben. Auf Wiedersehen, Lehitra'ot, Salam. Bitte vergiss mich nicht!

Saturday, February 16, 2013

Endspurt, ab geht die wilde Fahrt!

Sorry. SORRY. Es tut mir leid. Ich war mir nicht bewusst, dass es doch viele Menschen gibt, die mich lesen. Danke dafür! Und eben Sorry.
Denn diesmal habe ich es einen ganzen Monat nicht geschafft, was zu schreiben. Am Anfang dachte ich, es gibt ja auch nicht so viel zu erzählen. Und dann ist soo viel passiert, dass ich einfach keine Zeit mehr hatte.
Genug nun der billigen Ausreden, und frisch ans Werk. Puh!
Mein letzter Eintrag ist vom 16. Januar. Ich durfte ja bis zum 23. in den Dorms bleiben, hatte also noch eine Woche ein Dach überm Kopf. Das Gesprächsthema hier waren vor allen Dingen die anstehenden Wahlen - am 22. Januar wurde die neue Zusammensetzung der israelischen Knesset festgelegt. An jenem Tag traf ich mit mit Elisa in der Nähe von Tiberias am See Genezareth. Nach einigen Startschwierigkeiten (wir fanden uns nicht direkt) gingen wir los zu einer Moshav, in der Ausritte angeboten wurden. Leider ist der Wahltag hier ein Feiertag und alle Pferde waren ausgebucht. Wir ließen uns einen anderen Hof empfehlen, wir riefen an und uns wurde ein Ausritt und ein guter Preis angeboten. Zufrieden liefen wir los in Richtung des zweiten Hofes in der Moshav Ramot. Die Sonne schien, und die Landschaft auf der Seite des Golan vom See Genezareth aus ist noch schöner als die andere.
Wir wurden bald von einem Auto mitgenommen, leider wusste keiner von uns die Richtung, und nach kurzer Zeit war klar, dass wir vollkommen falsch waren. Wir stiegen aus, kein Problem, wir haben Zeit, und gingen an mehreren Minenfeldern vorbei (die sind gut ausgeschildert keine Sorge) an der Straße entlang auf der Suche nach einem neuen Gefährt. Endlich wurden wir von zwei sehr netten Typen mitgenommen, die erstmal nach Katzrin wollten, zum Weingut. Da hatten wir natürlich nichts dagegen, und so wurde uns der frühe Nachmittag durch eine kostenlose Weinprobe versüßt. Wir kauften sogar noch 2 Flaschen (eine für uns für später und eine für Rafael und Chen) und wurden von den netten Herren tatsächlich einen Umweg von etwa 15 Kilometern bis zur Ranch gefahren, auf einem Hügel am Ende der Moschav.
Dort begrüßte und Udi, der auch gleich die Pferde holte, uns noch kurz Reitkappen organisierte und dann auch schon mit uns losritt. Es wird hier ja immer so früh dunkel, und wir wollten die Zeit vor der Dämmerung nutzen.
Ich saß zum ersten Mal seit etwa 7 Jahren auf einem Pferd, aber alles easy, die Gute kannte das ja schon. Im Sonnenuntergang ritten wir also über die malerischen Hügel mit Blick auf den See Genezareth, unterhalten von Udi, der uns über den Krieg und über Männer im Allgemeinen aufklärte.
Reiten im Sonnenuntergang

Als wir zurück kamen, öffneten wir den Wein (wir boten Udi und seiner Frau auch an, und sie teilten sich ein Glas) und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Die Mutter einiger Reitschüler nahm uns mit bis zur Hauptstraße, zwischendurch telefonierte sie mit ihren älteren Sohn und fragte, ob er auch schön gewählt habe. Er gab an, für "Aleh Yarok" gestimmt zu haben, quasi der "Grüne Aufstieg" (eine Partei, die für die Legalisierung von Marihuana ist. Sie hatten noch nie einen Sitz in der Knesset, treten aber jedes Jahr wieder an), was die Mutter lobte (wie cool ist das denn?). Elisa und mir war in der Zwischenzeit aufgefallen, dass wir beide etwa gegen 7 Uhr morgens, also vor fast 12 Stunden, zum letzten Mal etwas gegessen hatten und der Wein daher ungehindert seine Wirkung tat. An der Straße angekommen waren wir dementsprechend beschwipst und beschlossen, in Tiberias etwas essen zu gehen. Die Frau, die uns bis Tiberias mitnahm, fuhr sogar bis Haifa, aber ich hatte noch keine Lust auf Zuhause, also stiegen wir beide am Stadteingang aus. Als ich mir Zigaretten kaufte, legte der Verkäufer strahlend ein Feuerzeug dazu: "Matana" - Geschenk, wie süß. Wir kauften uns eine Falafel und Bier und gingen zum Hafen. Leider waren alle Stege mit Türen versehen, die abends abgeschlossen waren. Neben den großen Stegen gibt es noch kleine Treppen, die ins Wasser führen, ebenfalls verschlossen. Todesmutig kletterte ich um die Absperrung herum und wähnte mich schon als Eroberin der Treppe, als ich bemerkte, dass meine Schuhe irgendwie klebten. Hahaha, Joke's on me, die Treppe war frisch gestrichen.
Bei der nächsten hatten wir mehr Glück, wir kletterten an der Absperrung vorbei (es war jetzt nicht soo schwer, aber wir waren natürlich betrunken) und setzten uns ans Wasser. Nach der Falafel und dem Bier musste natürlich auch die zweite Flasche Wein dran glauben. Ich schrieb Dror eine SMS mit der Frage, wann der letzte Bus nach Haifa führe. Er schrieb "vor 10 Minuten..." und Elisa lud mich spontan ein, bei ihr in Jerusalem zu schlafen. Als sich Drors SMS als Witz herausstellte (etwa eine Minute später) war der Plan bereits fest, und so fuhren wir gemeinsam mit dem Bus um 9 nach Jerusalem. Wir waren gespannt auf die Wahlergebnisse und belästigten diverse Freunde mit SMS, die uns jedoch alle noch nichts sagen konnten. In Jerusalem, wo sich die Knesset ja befindet, wollten wir noch auf eine Wahlparty gehen, waren in allerbester Stimmung... Und schliefen ein. In Jerusalem angekommen waren wir beide völlig verpennt und immer noch betrunken, also nahmen wir einfach den nächsten Bus zu Elisa und gingen direkt ins Bett.
Am nächsten Tag standen wir spät auf, Elisa zeigte mir eine israelische Tierrechtsgruppe namens 269Life (bitte googeln!) und wir beschlossen spontan, uns die Nummer auf den Fuß tättowieren zu lassen. Wir fragten später in der Stadt nach Preisen, aber es gab keine freien Termine mehr.
Morgens hatten wir vegane Schokocookies gemacht, die wir unseren Fahrern vom Vortag schenken wollten, die uns nämlich erzählt hatten, sie seien heute in Jerusalem, in einer Gallerie namens Chai 18 im jüdischen Viertel der Altstadt.
Wir aßen noch in einem leckeren Restaurant in der Jaffostreet und gingen dann in die Altstadt. Leider fanden wir die Gallerie nicht, und als es dunkel wurde, aßen wir die Kekse einfach selbst. Ich fuhr mit dem Bus um 7 zurück und traf mich in Haifa noch mit Violetta auf ein paar Bierchen, weil sie am Samstag fuhr und ich ja eigentlich schon ausgezogen sein sollte. Violetta, die im Übrigen einen viel besseren Blog schreibt als ich ( http://violettainisrael.wordpress.com/ ) und ich unterhielten uns sehr lange sehr gut, und ich war wirklich fertig, als ich in den frühen Morgenstunden ins Bett fiel.
Lange konnte ich jedoch nicht schlafen, denn am Donnerstag musste ich nun tatsächlich raus. Ich brachte meine Bücher zur Post und war damit schonmal eine Menge Gepäck los (immerhin 6,7 kg) und putzte das Zimmer nochmal kurz durch (nachdem ich es selbst vollkommen dreckig in Empfang genommen hatte, gab ich mir jedoch zugegebenermaßen nicht sonderlich Mühe). Mittags hatte ich eine Mitfahrgelegenheit nach Rishon le Ziyon zu Dror, wo ich meine Sachen lassen würde. Die Busfahrt in die Stadt nervte schon ziemlich, es war heiß, ich war müde, meine Sachen waren schwer. Dafür wurde ich fast bis vor die Haustür gefahren.
Nachdem ich meine Sachen los war, fuhr ich nach Tel Aviv. Elisa und ich trafen uns am Dizengoffplatz und aßen erstmal den super leckeren Humus von Abu Gosh. Ich hatte Elisa veganes Tiramisu mitgebracht und sie verfiel in eine kleine Fressnarkose, was uns aber nicht davon abhielt, unsere Tättooidee umzusetzen. Elisa hatte schon ein Studio gefunden, nach kurzer Wartezeit und etwas Verhandlung (von 60 auf 40 Euro pro Person) ging es ins Untergeschoss. Der Tättowierer sprach weder Englisch noch Hebräisch sondern nur Russisch, trotzdem fühlten wir uns sicher. Elisa fing an und hielt sich trotz der Tatsache, dass ihr Gesicht alle Farbe verlor, sehr tapfer. Wir zerquetschten gegenseitig unsere Hände, waren aber seeehr happy mit dem Ergebnis.
Wir tranken noch ein Bier und dann traf sich Elisa mit ihrer Freundin Rose, während ich noch eine halbe Stunde mit Ori abhing und dann nach Rishon zurückfuhr, wo ich den Abend fernsehguckenderweise mit Dror verbrachte.
Freitag fuhr ich nach Petah Tikwa, um endlich die H&M-Hose zurückzugeben. Ich bekam nur einen Gutschein, aber immerhin. Ich schaute mir die Mall an und kaufte "Brooklyn Follies" von Paul Auster (letzte Seite rausreißen, dann ist es ein GENIALES Buch). Damit setzte ich mich in ein Café, bestellte einen Salat und ließ die Welt um mich herum in Shabbat verfallen. Mit dem letzten Bus kam ich bis ins Stadtzentrum von Rishon, von dort ging ich zu Fuß zu Dror. Die Sonne ging unter, die Läden waren leer und abgeschlossene, die Cafés voller junger Menschen. Schön!
Am nächsten Morgen trampte ich zu Rafael und Chen, die mir angeboten hatten, dass ich in der Zeit zwischen Haifa und Besuch (am 4. Februar ist Jan gekommen) bei ihnen wohnen könnte. Ich fand recht schnell jemanden, der mich den ganzen Weg mitnahm und nebenbei noch versuchte, mir Russisch beizubringen. Wunderbar.
Samstag und Sonntag waren chillig, ich verbrachte viiel Zeit mit Mokka, der wunderbaren Hündin von Rafael und las in der Sonne. Montag fuhr ich nach Jerusalem zu Elisa. Wir trafen uns auf dem wunderbaren Markt, tranken Kaffee und kauften fürs Abendessen ein. Später kochten wir uns tranken Bier und unterhielten uns mit Elisas Mitbewohner Gal, der uns Fotos aus Hiroshima zeigte.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Bethlehem, sahen uns die Graffities an der Trennungsmauer an, aßen Humus und besuchten die Geburtskirche, wo uns der Hausmeister das Lachen untersagte. Anschließend fuhren wir nach Hebron, dieses Mal in den arabischen Teil. Wir gingen über den Markt, durch die Altstadt, zum Grab von Abraham. An dem Grab verläuft die Grenze zwischen arabischer Stadt und jüdischer Siedlung, wir gingen in die Moschee, wo wir in den letzten 5 Minuten vor dem Abendgebet durchgeschoben wurden und mit den obligatorischen Verhüllungsgewändern witzige Fotos machten.
Auf dem Rückweg gingen wir in einer Mall auf die Toilette. Auf der gleichen Ebene saßen 2 and a half men (haha), also 3 Typen zwischen 17 und ungefähr 40. Sie rauchten Shisha und wir fragten, ob wir probieren durften. Wir wurden sofort eingeladen, da aber kam die Security und wollte das Ganze schon verbieten. Schließlich bekamen wir unsere eigenen Stühle und Tee, wir boten Baklava an und alles war gut.
Anschließend wurde uns sogar noch ein quasi privates Taxi nach Jerusalem organisiert, nur 50 Shekel für 2 Leute (10 Euro für eine etwa 45 minütige Fahrt, das ist echt nix!) und wir kamen problemlos über den Checkpoint zurück in die Altstadt. Witzigerweise war die ganze Zeit über Hebräisch die gemeinsame Sprache gewesen, auf dem Markt und auch mit unseren neuen Freunden, und sie alle freuten sich, mit uns zu sprechen und schwärmten davon, einmal in Haifa zu leben. So viel Harmonie, ya Allah!
In Jerusalem machten wir wieder den gleichen Gemüseauflauf vom Vorabend (war halt so lecker) und gingen recht früh pennen. Am nächsten Morgen fuhren wir nach Tel Aviv, um an einer Tour der Gruppe "Machsom Watch" (Checkpoint-watch) in der West Bank teilzunehmen. Der Slogan lautet "Women against the occupation" und die Gruppe besteht größtenteils aus älteren Frauen, die Aufklärungsarbeit leisten. Leider war auch der Rest der Gruppe ziemlich alt, was uns zu den Küken machte, aber die Themen waren sehr interessant. Wir fuhren zu verschiedenen "Agricultural Checkpoints", wo Palästinenser durch die Grenze zu ihren Feldern gelangen. Die Tore sind oft nur zu bestimmten Zeiten geöffnet, teilweise auch nur zu bestimmten Jahreszeiten, und oft genug können Bauern ihre Felder gar nicht mehr erreichen.
Die Gruppe entbehrte einer gewissen Komik nicht, als uns ein palästinensischer Blumenhändler seine Geschichte erzählte und die erste Frage lautete, ob denn noch Zeit für ein bisschen Shopping sei. Der Bus voller Blumen fuhr zum Mittagessen (Falafel) und anschließend zum Haus einer Familie, die quasi auf der Grenze zwischen jüdischer Siedlung und Palästinensergebiet wohnt. Das Haus liegt auf der Seite der Siedlung, wird aber durch einen dicken Sicherheitszaun mit Stacheldraht davon getrennt. Sie haben ihre eigene Tür im Grenzzaun, durch die sie ins Palästinensergebiet kommen. Sie haben einen Schlüssel, die Tür ist aber Kameraüberwacht, das heißt, sie können andere Menschen nur mit Genehmigung mit hinein bringen. Die Frauen nennen dieses Haus "The Occupation in a Nutshell".
In Tel Aviv trennte ich mich von Elisa und fuhr mit einigen Umwegen zurück zu Rafael und Chen. Wir saßen am Feuer und aßen Trockenfrüchte (an dem Wochenende war Tubischwat, das jüdische Fest des Pflanzens, da isst man die immer) und ich ging später noch mit Chen und einem Freund (Liroi) etwas trinken.
Donnerstag verpasste ich Mokka eine Flohkur und bewachte sie den ganzen Tag, damit sie sich diese nicht ablecken konnte. Ich saß in der Sonne und schrieb tatsächlich an meiner Hausarbeit herum! Abends kochte ich Zwiebelsuppe und machte Olivenciabatta.
Freitagabend fuhren wir in das arabische Restaurant, das Wetter war beschissen aber der Humus super. Den Samstag verbrachten wir in Tel Aviv und tranken abends etwas zu viel Bier. Schön!
Sonntagnachmittag ging ich mit Chen und den Hunden spazieren, abends machte ich Gemüsekuchen. Montagabend nach dem Essen brachte mich Rafael zum Bus Richtung Flughafen.
Jan kam ziemlich spät aus der Kontrolle, er wurde tatsächlich 2 Mal befragt, der Arme. Mit dem Zug fuhren wir nach Tel Aviv und gingen zu Fuß Richtung Hostel. Am Rabinplatz hielten wir für ein veganes Shawarma und eine Zigarette, am Hostel kamen wir gegen halb 3 an. Netterweise hatte man uns eine Nachricht an die Tür gepinnt, der Schlüssel erwartete uns schon und wir bezogen das Zimmer.
Am nächsten Morgen nach einem Kaffee gingen wir zum Strand, und nach einer langen Unterhaltung mit einem munteren Flötenspieler ließen wir uns auf Humus bei Abu Gosh nieder.
Nachmittags fuhren wir nach Jerusalem, wir trafen Elisa auf dem Markt und kamen auch bei ihr unter. Bei einem Bier auf dem Balkon skypten wir noch mit ihren Freund Matze und dessen Katze in Deutschland.
Mittwoch sahen wir uns die Altstadt an. Leider konnten wir nicht zu Elisa zurück, da die ihr Zimmer schon weiter vermietet hatte und die Neue sich spontan entschied, doch Mittwoch statt Freitag zu kommen. Wir fanden über Couchsurfing einen Platz bei Eyal, der in einem Wunderschönen Häuschen am Hang des Mount Herzl wohnt. Wir schauten Fußball und tranken Tee. Am nächsten Morgen mussten wir früh los, wir nahmen an einer Tour in den South Hebron Hills teil, wieder von Break the Silence, der Gruppe ehemaliger Soldaten, die über die Besetzung aufklären. Lena war auch dabei.
Wir wurden auf dem Hinweg tatsächlich kontrolliert, das passiert sonst nie, aber offensichtlich war den Sicherheitsleuten langweilig. Zudem kamen beim Jungvolk ständig sinnfreie politische Diskussionen auf, was das Ganze zusätzlich verzögerte. Dennoch war die erneute Aufklärung über politische Willkür und den Übergriffen beider Seiten sehr interessant, wir bekamen auch ein Heft mit verschiedenen Berichten von Soldaten, die im Westjordanland gedient hatten.
Weil der Tag schon so schön war, gingen wir anschließend noch mit Elisa nach Yad Vashem, das Holocaustdenkmal und Museum. Gruppen von Pfadfindern warteten vor dem Eingang auf den Bus und waren gut drauf, so viel Lachen klingt komisch an einem solchen Ort.
Abends kamen wir bei Oznat unter, der Freundin von Rotem, bei der ich ganz am Anfang mal gewohnt habe. Sie und ihre Mutter arbeiteten an einem 1000 Teile Puzzle. Wir wurden sofort mit Arak versorgt und ich freute mich total, Oz endlich mal wieder zu sehen. Mit ihrer Freundin Naim gingen wir abends noch was trinken, erst in der Stadt, dann in der Kneipe, in der ich beim letzten Mal mit Oz war. Dort wollte mich gleich am Anfang ein betrunkener Fremder entführen, später wurde Oz noch von einem mutigen Ritter angesprochen, den sie freundlichst abwies.
Am Freitag wollten wir eigentlich mit Elisa nach Jenin, kamen aber auf Grund der späten Stunde nur bis Ramallah. Wir sahen das Grab von Arafat, den Markt und gingen dann in der Stadt Essen. Der Zufall führte uns in ein wunderschönes Restaurant, in den derselbige auch eine Freundin von Elisa führte, die sich nur allzu gerne von ihren Begleitern losriss und mit uns ein Bier trank.
Jan und ich wollten eigentlich in Bethlehem in einem Flüchtlingslager pennen, aber es fuhr kein Bus mehr. Mit Müh und Not kamen wir alle zurück nach Jerusalem, ich rief Oz an, die uns später abholte. In der Zwischenzeit machten wir es uns mit Bier und salzigem Popcorn auf einer Bank gemütlich. Bei Oz zuhause puzzelten wir noch ein bisschen und gingen dann ins Bett.
Samstag fuhren wir von Ostjerusalem aus nach Bethlehem und Hebron. In Hebron entschieden wir uns, nach einer Tour durch die Altstadt (wo es die allerbesten Baklavas gibt) auf die jüdische Seite zu wechseln, um einen Bus nach Jerusalem zu bekommen. Gegenüber der Bushaltestelle standen zwei Soldaten, die uns nett den Weg erklärten.
Die Straße an der Bushaltestelle ist eine der wenigen in Hebron, die von Juden und von Arabern benutzt wird. Wir beobachteten ein paar ziemlich gewalttätige jüdische Kinder, die sich erst mit Stöcken schlugen und dann ein Feuer machten. Später kamen 5 oder 6 arabische Kinder zu uns. Mein erster Gedanke war "süß", aber das änderte sich sofort. Die älteren hatten noch ein bisschen Respekt und entschuldigten sich, aber die jüngeren hatten keine Skrupel. Als wir es ablehnten, ihnen Zigaretten zu geben, versuchten sie (beinahe erfolgreich) unsere Taschen zu klauen. Die Soldaten halfen uns schließlich und sagten den Kindern, sie sollen weggehen. Die Kinder hatten zwar keine große Angst vor den Soldaten und schrien und traten in deren Richtung, hauten jedoch danach ab (nicht ohne noch einmal in unsere Richtung zu spucken), um sich gegenseitig mit Steinen zu bewerfen. Krass! Auf der Busfahrt im Egged-Bus mit Panzerglasscheiben musste ich die ganze Zeit an die Kinder denken und was die Situation aus ihnen macht. Auf beiden Seiten.
Nach dem Abendessen in Jerusalem fuhren wir zurück zu Oz.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf und fuhren mit dem Bus nach Ne'ot HaKikar, einer kleinen Moschav südlich des Toten Meeres. Da wir von unseren Wüstencamp nicht wie erhofft eine Tagestour ans Tote Meer machen konnten, erkundeten wir die Umgebung, spielten Stadt, Land, Fluss und tranken Wein am Lagerfeuer, das uns der (deutsche) Typ vom Camp machte. Wir schliefen auf Matratzen in einem Beduinenzelt und standen wieder früh auf, mit der Mission, endlich wieder auf dem Toten Meer zu treiben. Wir trampten also nach dem Frühstück los und kamen auch schnell voran, unter anderem mit einem sehr aufdringlichen Verehrer ("Darf ich dich auf eine Reise einladen? Darf ich dein Piercing anfassen?") und einem leeren Reisebus. Direkt neben dem kleinen Checkpoint gingen wir ins Wasser, in sicherer Entfernung der Schilder, die vor Treibsand warnten. Wir rieben uns mit dem guten Schlamm ein und ließen uns auf dem salzigen Wasser treiben, dann stellten wir uns wieder an die Straße.
Wir wurden direkt bis kurz vor Tel Aviv mitgenommen; anscheinend hatten wir aber mit dem Schlamm nicht dessen Geruch abgewaschen, denn unser Fahrer wurde plötzlich zum emsigen Stoßlüfter. Wir machten einen Zwischenstopp in Jerusalem am Markt. Am Ende ließ uns der Gute netterweise direkt auf der Autobahn raus, wo es direkt neben uns auch noch fast zum Unfall kam. Wir hatten aber Glück und kamen mit dem nächsten Fahrer direkt bis nach Haifa, sodass wir am Ende für eine Reise durch halb Israel (wirklich!) nur 6,60 bezahlten - in Shekel!
Wir fuhren mit Lena zur Uni und besuchten meine alte WG, wo wir direkt bekocht wurden. Nach einer ausgiebigen Dusche fühlten wir uns wieder lebendig, zudem konnten wir unsere Sachen waschen und trocknen. Abends gingen Jan, Daniela und ich mit Greta und deren Freund ein Bier trinken (bzw. Greta und ich teilten uns eine Flasche Cabernet Sauvignon, der beste Wein Israels). Greta überließ uns für die Nacht ihr Zimmer.
Am nächsten Morgen gingen Jan und ich die Bahai-Gärten angucken, die leider nur teilweise geöffnet waren. Dann frühstückten wir in der Deutschen Kolonie und fuhren anschließend mit Lena zusammen nach Tiberias. Über Couchsurfing hatten wir Haner gefunden, der im Kibbutz Kinneret (Kinneret ist der See Genezareth aus Hebräisch) lebt. Zu ihm fuhren wir und er zeigte uns die Plantagen, die das Kibbutz umgeben. Abends überließ er uns sein Haus, und nach einem Abendessen im Nachbarkibbutz (zu dem eine riesige Mall gehört, mitten im Nichts) fuhr Lena nach Haifa zurück. Jan und ich unterhielten uns noch lange, dann machten wir es uns auf den Sofas bequem (irgendwie war es uns beiden unangenehm, das Bett zu benutzen) und schliefen.
Mittwoch war mein großer Tag, mein Bewerbungsgespräch bei der Friedrich Ebert Stiftung in Herzliya, bei Tel Aviv. Wir trampten morgens nach Tiberias und tranken Kaffee am Hafen. Danach wollten wir den Bus nehmen, fanden aber ein Sherut (ein Kleinbus), der günstiger war und schneller, sodass wir schon um 13 Uhr in Herzliya landeten (der Termin war um 3). Auf dem Weg trafen wir auf einem Zebrastreifen zwei Leute mit vielen Briefen in den Händen. Die Frau fragte mich "Sprichst du Deutsch? Bist du Frauke?" und war ganz begeistert, da sie mich wohl von meiner Bewerbung erkannt hatte. Ihr Begleiter erinnerte sie daran, dass sie sich mitten auf der Straße befand, aber ich fand Adriana gleich sympathisch.
Wir setzten uns auf eine Bank neben einem Spielplatz in der Nähe des Bürogebäudes und vertrieben uns die Zeit mit Lesen uns Telefonieren.
Ich fand das Büro schließlich sehr schnell, wartete kurz und traf schließlich den Leiter Ralf Hexel. Das Gespräch verlief gut, bis auf eine sehr peinliche Stelle, an der ich mich genötigt sah, Herrn Hexel zu erklären, wer denn nun Dschabari gewesen ist, weil ich eine Frage falsch verstanden habe. Am Ende sagte er aber "Ich glaube, es ist okay, wenn wir Ihnen das Praktikum anbieten", also juhuu, Israel 2014, Kinder! Noch ist nicht alles niet- und nagelfest, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich den Job habe.
Mit Jan fuhr ich danach zu Dror nach Rishon le Ziyyon, wir kauften ein und kochten für ihn und seinen Mitbewohner Daniel (wobei unsere Idee, einen Auflauf zu machen, nicht an der Tatsache scheiterte, dass es keinen Ofen gab - solche Kleinigkeiten lassen sich umgehen). Wir sahen noch ein wenig fern und fielen dann müde ins Bettchen.
Donnerstag fuhren wir erst recht spät los, sahen uns das wunderschöne Jaffo an und machten einen stolzen Spaziergang durch die Stadt. Am Ende setzten wir uns mit Bier und Falafel an den Strand und genossen den Rest vom Sonnenuntergang. Als wir beinahe ausgeraubt wurden (zumindest sind wir ziemlich sicher, dass die Jungs uns beklauen wollten) verzogen wir uns für den Rest des Bieres auf die belebte Promenade und fuhren anschließend zu Dror zurück.
Freitag trafen wir uns in Tel Aviv mit Ori und einem Freund. Wie immer war der Gute im Stress und beschäftigt, sodass sich das Treffen auf etwa eine halbe Stunde beschränkte, aber immerhin. Danach gingen Jan und ich in Richtung Busstation zurück. Der Bus nach Rishon fuhr leider nur bis zum Ortseingang ("Lama lo scha'alt oti" - warum hast du mich nicht gefragt? doofer Busfahrer), aber wir erwischten vor Shabbatbeginn noch einen anderen Bus bis zur Innenstadt. Leider ging unser Plan, downtown noch Falafel zu essen, nicht auf, da alles zu war, sodass ich uns bei Dror erstmal Pasta und Salat bereitete. Jans Taxi sollte um 2 Uhr nachts kommen, die Wartezeit vertrieben wir uns mit Filmen. Um halb 2 klingelte mein Handy, der Typ war schon da. Und anscheinend sprach er kein Wort Englisch, wie schön! Aber Jan hat ja ein bisschen was gelernt.
Bier trinken mit Jan und Oz

Abu Gosh Humus Tel Aviv

Jan in Jerusalem

Grabeskirche

Felsendom

Damaskustor

Mount Herzl

South Hebron Hills Tour

Picknick vor Yad Vashem

Das Grab von Yassir Arafat

Restaurant Ramallah

Bethlehem

Geburtskirche

Hebron Altstadt





Wüstencamp

Gestellt, aber gut!

Beduinenzelt

Totes Meer und Schlamm

Trampen auf der Autobahn

Bahaikrams

Tiberias

Kibbutz Kinneret

Jaffo

Jaffo mit Blick auf Tel Aviv



Auch nochmal kurz mitgenommen: Den Tel Aviv Marathon

Beste Katze

Bibi in Bestform


Jan ist nun also weg, es ist Samstag, gleich fahre ich los, um Sonja abzuholen. Den ganzen Tag habe ich jetzt mit diesem Blog zugebracht, aber es ist vollbracht! Wer es bis hierhin geschafft hat, Respekt! Und dafür wirst du nun mit dem besten Israelwitz aller Zeiten belohnt:

Kommt eine Amerikanerin zu mir, als ich in den besetzten Gebieten vor der Toilette auf Elisa warte. Sie: "Can I use the toilet?" Ich: "Sorry, it's occupied."

Wednesday, January 16, 2013

This Isreal

Danke, Elisa! (Klick me)

This Isreal!

This is the calm before the Storm...

Die Fotos kommen spätestens Montag... Sorry!

Es ist vollbracht!!! Den Großteil der letzten Woche habe ich damit zugebracht, meine letzten beiden noch fälligen Hausarbeiten fertig zu stellen und abzuschicken. Am Dienstag war ich mit einem Freund was trinken, in einer netten Bar in Hadera, ein eher abgeranztes Viertel in der Nähe des Hafens, das meiner Ansicht nach eine Menge Potential hat! In der Zwischenzeit trudelten Ergebnisse ein: Am Donnerstag, nachdem es geschafft war, traf ich mich morgens mit meiner Hebräischdozentin zum Kaffee, die mir meine Abschlussklausur aushändigte (94%!) und meine Endnote hab (91%, also eine 1,3), wohoo! Sie teilte mir nebenbei noch mit, dass ich irgendwie immer ihr Liebling gewesen sei, was mir ein bisschen peinlich war. Davon abgesehen war es aber ein nettes Kaffeetrinken, heute bin ich wieder eingeladen.
Anschließend ging ich nochmal in die Kommunikations-Klasse, obwohl mein Semester ja eigentlich vorbei ist -  meine Freundin Tamar stellte ihre Kampagne zur Legalisierung von Marihuana vor, das musste ich natürlich sehen. War auch wirklich witzig, leider brachte sie keine Bestechung mit...
Nebenbei gab ich auch noch meine Hausarbeit ab und fühlte mich ganz erleichtert, ich brachte dann noch die restlichen Bücher zur Bibliothek und freute mich.
Der Tag endete unspannend, ich fuhr einkaufen und ging früh ins Bett. Am nächsten Morgen traf ich mich nämlich mit Dror in Tel Aviv zum Frühstücken. Veganes Shakshuka (eigentlich ist das so ein Tomaten-Gericht mit Ei, hier durch scrambled Tofu ersetzt), meeega lecker (Sonja und Jan, freut euch schon drauf!). Danach wollte ich ja EIGENTLICH Ori treffen, aber der hatte mal wieder einen 26-Stunden-Tag und das mal 3 an diesem Wochenende, also fiel das ins Wasser. Dann wollte ich noch Rafael treffen, der seinen Cousin in Tel Aviv besuchen wollte, aber das wurde auch nichts, weil der Cousin anscheinend vollkommen verkatert in seiner Wohnung vor sich hin vegetierte und sein Mann ihn mit Orangensaft und Aspirin versorgte.
So wurde das also auch nichts, darum fuhr ich mit zu Dror, der erstmal seine Oma besuchte, die den ganzen Freitag mit Kochen zubrachte und ihn (und den Rest der Familie) dann für die ganze Woche versorgt. Als wir bei ihm ankamen wurde es schon dunkel, wir machten uns einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher.
Am nächsten Tag schliefen wir lange, ich wurde erst von der lauten Musik aus Drors Zimmer geweckt, dann fuhren wir mit seiner Family in einem arabischen Restaurant Mittagessen (also genau genommen Frühstücken), der übliche volle Tisch mit Humus, Falafel, Salat, Pita und verschiedenen Dips und eingelegtem Krams. Danach fuhren wir an einen Fluss, Sorek nennt der sich, und gingen da ein bisschen spazieren. Ein paar relativ betrunkene Menschen hatten die glorreiche Idee, den Fluss per Boot zu überqueren, aber der wurde in der Mitte von einem kleinen Damm getrennt, der bei normalen Wetterbedingungen leicht zu überqueren ist, auf Grund der heftigen Regenfälle in den letzten Tagen aber komplett unter Wasser stand. Irgendwie gelang es den Dreien zur großen Belustigung der Umstehenden, das Boot über den Damm zu hieven. Einer von ihnen war aber anscheinend schon so fertig, dass er zuerst mal ausgeladen wurde, weil er selbst heftiger schwankte als das Boot...
Abends brachte mich Dror zum Bus und ich fuhr zurück nach Haifa. Sonntagmittag traf ich mich mit Tally auf einen Kaffee an der Uni, abends Tennis, Ido kam auch (mit seiner Androhung mich gnadenlos abzuziehen, jaaha). Tatsächlich gewann er 7:2 der Penner, welch Schande! Aber wir haben nach Ende des Training noch eine Stunde gespielt, was ziemlich viel Spaß gemacht hat, und hinterher waren wir beide des Todes.
Montag hatte ich ganz famose Rückenschmerzen. Mit Lena und Violetta fuhr ich nach Caesarea, da war ich schon einmal mit Drors Familie ganz am Anfang, aber die zwei kannten es noch nicht. Aus irgendeinem Grund gibt es aber KEINE öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt, nur die Busse zwischen Haifa und Tel Aviv halten am Stadtrand. Wir gingen also zu Fuß los, am Strand entlang, bis zu einem alten römischen Aquädukt. Hier in der Nähe hat auch Bibi (also Binyamin Netanyahu) sein Strandhaus, ganz schön fancy. Das Aquädukt direkt am Meer (eine Art Wassertransportsystem aus der Römerzeit, das die Stadt mit Süßwasser versorgt hat) war noch ziemlich gut erhalten, wir unterhielten uns mit einem witzigen seltsamen Mann auf Deutsch und Hebräisch gemischt. Anschließend gingen wir am Strand entlang zu den Ruinen der Hafenanlagen, mit verschiedenen Überresten von Tempeln, Kirchen und Moscheen. Die Stadt wurde immer wieder erobert, erst von den Römern, dann von den Arabern, dann von den Kreuzrittern. Hinterher haben bosnische Einwanderer hier gelebt, Muslime, die Moschee steht noch, aber die Bosnier sind schon wieder weg. Ein Informationsfilm führte uns ein, wir wanderten über die Ruinen und Lena brach sich im Amphitheater das Schienbein (zumindest war sie fest davon überzeugt) und am Ende standen wir vor dem Problem, wie wir zurück zum Bus kommen sollten. Wir trampten mit einer Frau von einem nahen Kibbutz bis zu einer Tankstelle, wo wir erstmal zu Mittag aßen (ich bekam Sojasoße mit etwas Salat und Pilzen, also eigentlich wars andersrum gedacht, aber man kann sich ja mal vertun), dann versuchten wir, weiter zu trampen. Ein älteres Pärchen, das sich verfahren hatte, nahm uns schließlich mit uns setzte uns an einer Bushaltestelle ab. Wir hielten beim Warten den Daumen raus und tatsächlich hielt schließlich ein älterer Mann, der nach Haifa fuhr. Ich versuchte, mich mit ihm auf Hebräisch zu unterhalten, aber irgendwie verstanden wir einander nicht so recht. Es stellte sich schließlich heraus, dass er Druse war, darum übernahm dann Violetta die Konversation, die sehr gut Arabisch spricht (sie hat ein halbes Jahr in Syrien gelebt, vor 2 Jahren). Der Mann fuhr uns tatsächlich bis zur Uni, welch ein Glück!
Dienstag fiel mir auf, dass ich zwar am Donnerstag ein Bewerbungsgespräch für ein Praktikum habe, nicht aber passende Kleidung. Ich war bestimmt schon ein Jahr nicht mehr Shoppen, weil ich das Geld für Israel brauchte, aber jetzt nach Weihnachten hatte ich dank großzügiger Spenden von Seiten der Familie doch die Möglichkeit, mal ein wenig einzukaufen. Ich fuhr also zum "Grand Canyon", der größten Mall im Mittleren Osten ("Kanion" heißt auf Hebräisch Mall, kann ich euch auch nicht erklären) und durchsuchte die zahllosen Läden auf der Suche nach einem geeigneten Outfit. Aber wie es immer so ist, und anscheinend ist es auch egal, in welchem Land man sich befindet: Nach vielen frustrierenden Besuchen verschiedener Läden, die entweder zu teuer waren oder deren Klamotten an mir einfach scheiße aussahen (Entschuldigung, Mama), fand ich mich am Ende bei H&M wieder, wo ich trotz Sale etwa 250 Euro ließ. Nachdem ich also 4 perfekte Outfits für das Gespräch hatte, fehlten mir noch passende Schuhe (kein Witz, meine Schuhe die ich mithaben sind alle ein bisschen abgeranzt nach der ganzen Zeit), die ich ein Stockwerk tiefer fand, in einem Laden namens Berma. Hach, wie schön. Ziemlich fertig nahm ich den Bus zurück, aß eine Kleinigkeit und musste schon weiter zum Tennis in Nesher, das irgendwie zu Haifa gehört und irgendwie doch eine eigene Stadt ist, zumindest Downtown. Ich fand den Tennisplatz mehr schlecht als recht und war nach dem 1,5 stündigen Einzeltraining, in dem Robi wohl meine Fitness testen wollte (fail!) ziemlich fertig. Auf dem Weg zurück zum Bus telefonierte ich mit Caro, die meine Wutschreie und Flüche aushalten musste, als der blöde Kackbus einfach an mir vorbeifuhr!! Der fährt nur einmal die Stunde, und keine Alternative in Sicht. Ich dachte, ich muss brechen, stattdessen lief ich einfach bergauf auf die Uni zu und ließ mich nach einer 3/4 Stunde geschlagen an einer Bushaltestelle nieder. Danke für deine Unterstützung, Cro!
Als der Bus endlich kam war ich vollkommen durchgefroren und auch schon viel zu spät; wir hatten uns mit Violetta, Lena, Ido und Tomer (ein Freund von Violetta, über den sie auch Ido kennt) zum Bowlen verabredet. Erst war ich ganz gut, ich glaube ich war zweite oder dritte in der ersten Runde, aber in der zweiten war ich ganz furchtbar schlecht. Ich war aber auch echt ziemlich fertig und freute mich auf mein Bett. Mit Lena hatte ich mich vorher noch darüber unterhalten, dass man manchmal einfach zu müde zum Schlafen ist - leider passierte mir das auch direkt und ich konnte einfach nicht schlafen!
Heute morgen habe ich Muskelkater in den Armen und Beinen, einen stählernen Nacken und bin immer noch müde. Und heute hab ich wieder Tennis!! Ya Allah, wie man hier sagt.
Gleichzeitig stürmt es seit gestern Abend so heftig, dass man denkt die Fenster werden eingedrückt! Dabei ist es total sonnig, verrückt!
Aaaber gerade hab ich meine Note bekommen für meine Hausarbeit über die Juden in Cochin, 98%, ich bin völlig fertig! Meine Endnote wird 96% sein, eine 1,0 im deutschen System!! Juhuuu!

Hier noch eine kleine Denkanregung übrigens, habe ich heute bei Maya auf Facebook entdeckt, ein sehr gelungener Beitrag finde ich. Die Sendung wird wirklich unterschätzt!

"Ein Deutscher Journalist durchwandert den Nahostkonflikt" (click me)

Monday, January 7, 2013

It's the FINAL Countdown

Die Zeit ist wie im Flug vergangen, und schon waren die letzten zwei Uni-Wochen angebrochen. Am Morgen nach Heiligabend, also am 25., schrieb ich zusammen mit Jan aus Polen den Hebräisch-Test nach. Den Nachmittag verbrachte ich im Bett, immer noch Bauchweh. Abends war eine Weihnachtsfeier geplant für uns Ausländische, aber ich fuhr lieber zum außerterminlichen Tennistraining in Nesher, als Wiedergutmachung für Sonntag von Robi angesetzt. Shimon nahm mich mit. Neben dem Platz wurde in einem Haus die ganze Zeit Mizrakhi-Musik gespielt, so schnulzige Lovesongs, in voller Lautstärke. Wir fanden es ziemlich lustig, Robi war etwas genervt, aber ich fand es war bisher das witzigste Training. Später fuhren wir noch auf einen Kaffee zu Robi nach Hause, wo wir seine Freundin und seine 4 Katzen kennen lernten (alles Pflegekatzen mit besonderen Nachteilen, 2 sind blind, die anderen haben auch irgendwas), es war noch sehr witzig. Das Wochenende verbrachte ich zwangsweise in Haifa, da ich eine Hausarbeit schreiben musste über den Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten im Jahr 1979. Freitag Vormittag fuhr ich ins Tierheim, aber sonst nur Lernerei. Lena schaute am Samstag nochmal drüber und wir sahen zusammen einen Film, am Sonntag schickte ich es dann ab.
Sonntag hatte ich ein großes Abschiedsdinner organisiert für ein paar liebe Leute (am Ende waren wir 10) und so verbrachte ich den ganzen Tag mit Einkaufen und Kochen. Mit einer kurzen Unterbrechung zum Tennis spielen war dann um 9 trotz Herdproblemen alles fertig. Es gab Salate und Dips als Vorspeisen, dazu selbstgebackenes Ciabatta mit getrockneten Tomaten drin, als Hauptgericht Tagliatelle mit Pilzen und Zucchini und Curryreis mit Paprika und Möhren, und als Nachtisch Tiramisu (alles natürlich vegan). Dazu gab es Wein, Bier und Glühwein (alles in Maßen, versprochen) und ich bekam 594875839954 Komplimente für das Essen, was mich natürlich immens freute. Es war insgesamt ein super lustiger Abend und ein schöner Abschied mit allen vorm ganz großen Abschied.

 Aida und Lena feat. Vorspeisen und Nachtisch
 Steffi, Violetta, Ewa und Aida
 Lisa, Violetta, Frauke
 Tischlein deck dich
 Ein letztes Mal Rühren, dann geht's los!
Mette und Lena

Montagabend bekam ich eine Mail von meinem Dozenten mit seiner Telefonnummer und der Bitte ihn anzurufen, und er teilte mir durch die Blume mit, dass er mehr von mir erwartet hätte und er mir die Chance gibt, nochmal über meine Arbeit drüber zu gucken. Am Ende wurde es 23 Uhr bis ich damit fertig war, relativ verstimmt ging ich dann noch zur Silvesterparty und war schon gegen halb 1 wieder zu Hause, hundemüde, verquatschte mich aber noch mit Daniela und kam am nächsten Tag nicht aus dem Bett, sodass ich Hebräisch verpasste, naja. Bei Contemporary Israel bekam ich dann meine Gesamtnote, 91%, entspricht 1,3 in unserem System, juhu! Der restliche Abend und er nächste Tag wurden Hebräischlernen und der Vorbereitung für meine Abschlusspräsentation in meinem Kommunikationskurs gewidmet, beide Donnerstag fällig. Mittwoch hatten wir eine nette Abschlussrunde in Hebräisch mit ganz viel persischem Tee und Hebräischreden. Die Klausur Donnerstag lief gut, die Präsentation noch besser (ich hatte als Bestechung selbst gebackenes Brot und Babaganusch mitgebracht, weil meine Präsentation ja über vegane Ernährung war). Anschließend war ich fertig aber auch happy, weil das Semester überstanden war. Abends wurden im Moadon Fotos gezeigt und wir bekamen unsere Uni-Pullis und Zertifikate fürs Volunteering, danach trank ich mit Lena Wein vorm Minimarkt, wo ich mich wohl zum ersten Mal länger mit Juliana unterhielt, die ziemlich nett und ziemlich schnell ziemlich betrunken war. Mit einer großen Gruppe zogen wir dann in die Sifria weiter (heißt übersetzt Bibliothek, ist aber eine Bar) wo man für eine Festpreis so viele Getränke bekommt wie man mag. Es war ein verrückter witziger Abend, der auch durch den Politiker nicht unterbrochen wurde, der zwischendurch kurz eine Rede hielt. Ich spielte ein bisschen Amor und war gleich 2 Mal erfolgreich, aus Respekt (und Angst dass eine der betreffenden Personen es liest) bleiben die Namen jedoch geheim. Wir zogen dann noch in einen Club namens Loft weiter, der eher uncool war und sowieso nach einer halben Stunde zumachte, aber wenigstens bekam ich eine schicke 2013-Brille.

Mit Ido im Loft 

Yeah -.-

Ido, ein neuer Bekannter, fuhr uns netterweise aus der Stadt nach Hause (naja, uns Mädels, keine Ahnung wie die Jungs heimgekommen sind, vermutlich Taxi). Am nächsten Morgen war ich leicht verkatert, machte mich aber trotzdem mit Greta und ihrer Freundin Kyara auf nach Tel Aviv, wo uns Dror abholte und mit uns zum Toten Meer fuhr. Die Stimmung im Auto war super, Restalkohol gepaart mir totalem Blödsinn und Liedern über Itsi-Bitsi-Teenie-Weenie-Honolulu-Strandbikinis, herrlich! 
Wir fuhren zu einer Herberge in der Nähe von Jericho, mitten in der Wüste. Ein wunderschönes Haus, wir lebten in einer Art Bungalow mit Küche und allem. Wir saßen im Garten und tranken Wein (ging wieder), wurden von den Hunden bespaßt (naja, vor allem ich) und kochten später ein witziges Gericht aus den diversen Sachen, die wir mitgebracht hatten. Als es im Garten zu kalt wurden schauten wir noch ein bisschen "2 and a half Men" auf dem riesigen Flachbildfernseher, dann gings in die Haia. Am nächsten Tag fuhren wir nach dem Frühstück ans Tote Meer. Zunächst an die Küste, da war's aber ziemlich steinig und wellig, und als ich mich hinlegte und meine Hose kaputt ging, schlug ich vor, zu einem anderen Platz zu fahren wo man wirklich treiben konnte. Wir fuhren also zu einem Hotelstrand ohne Steine, und obwohl es zunächst echt kalt war, war es auch super witzig da rumzufloaten und lustige Sachen zu machen, denn man geht WIRKLICH nicht unter! Witzige Fotos folgen...(JETZT)


















Anschließend wollten wir eigentlich noch ein bisschen wandern gehen, aber wir fanden den Ort nicht, darum fuhren wir stattdessen nach Beer Sheva zum Mittagessen (um 5). Dann fuhr uns Dror zum Zug. Als wir in Tel Aviv ankamen, regnete es in Strömen und wir rannten zum Gleis. In Haifa war es nicht besser (ist es immer noch nicht), zum Glück hörte es kurz auf, als ich auf den Bus wartete. Als ich ankam putzte ich noch, weil ich diese Woche dran war, und ging dann völlig fertig schlaaafen. 
Sonntag hatte ich Kyara versprochen, ihr ein bisschen die Stadt zu zeigen, weil Greta arbeiten musste. Wir zogen den Plan auch durch, wurden aber klitschnass und zogen uns schließlich auf einen Kaffee zurück.
Nachmittags wurde das Wetter besser und Robi rief an und teilte mit, das Training würde wie geplant stattfinden. Es war sein Geburtstag, darum backte ich einen Kuchen, der zwar nicht schick, aber lecker wurde. Leider fing es dann spontan doch noch furchtbar an zu regnen und das Training wurde abgesagt. Weil der Kuchen aber nunmal fertig war, rief Ofir bei Robi an und erzählte ihm von einer Überraschung, also lud er uns spontan zu sich ein. Seine Freundin machte Humus und Guacamole und es gab Tee und Kuchen, Robi freute sich wie verrückt (besonders über die 35 auf dem Kuchen, was ein kleines Bisschen gemogelt war). Wir blieben viiiel zu lange und als Ofir Lilach und mich nach Hause brachte freute ich mich nach dem allsonntaglichen Telefonat sehr auf mein Bettchen.
Montag, also heute, wurde dem Lernen gewidmet, Hausarbeit #2 nimmt langsam Form an, The Jews of Cochin, für mein Seminar "Jewish Ethnic Groups in Israel". Am Wochenende fahre ich nach Tel Aviv endlich endlich Ori wiedersehen (und meine vergessenen Sachen bei Dror in Rishon abholen). Bis die Tage ihr Lieben!